Donnerstag, 19. Juni 2014

GröTAZ Erdoğan


... (auf diesem Blog auch gerne als »Rotzig Arroğan« bezeichnet, und damit, um mit Karl Kraus zu sprechen, »zur Kenntlichkeit entstellt«), ein, wie sogar »Die Presse« kritisch anzumerken wagt, »selbst ernannter Schutzherr der Auslandstürken«, hat also gesprochen, und Österreich ist ob der Demos pro & contra NICHT eingestürzt. Na, wer hätte das gedacht ...

Bevor sich jetzt Erleichterung breitzumachenbeginnt, sollte man doch ein bisserl hören, was dieser GröTAZ eigentlich so gesagt hat. Beispielsweise bezeichnete er die in Österreich, insbesondere in Wien, lebenden Türken (die sich, teilweise trotz österreichischer Staatsbürgerschaft, immer noch als Türken fühlen und sich meist — wiewohl illegal! — ihre türkische Staatsbürgerschaft wieder zurückgeholt haben) als »Enkel Kara Mustafas«. Kara Mustafa war — dies sei für die Leser aus Piefkonistan, die mit der österreichischen Geschichte vielleicht nicht so vertraut sind, gesagt — jener türkische Großwesir, der 1683 Wien belagerte und zu erobern suchte, bis ihm die Entsatzungstruppen unter Führung des tapferen Polenkönigs Johann Sobieski mit der Schlacht am Kahlenberg einen dicken Strich durch die Rechnung machten.

Man bedenke: ein wahlkämpfender türkischer Nationalist, der offen von einer Großtürkei islamischer Ausrichtung träumt, bezeichnet Türken, die als Gäste in Österreich wohnen oder sogar bereits die Staatsbürgerschaft ihres Gastlandes verliehen bekamen, als »Enkel« eines Eroberungsfeldherrn, der Österreich zu unterwerfen trachtete. Das ist etwa so, wie wenn Angela Merkel vor der letzten Wahl nach Wien gekommen wäre, um bei den hierzulande lebenden deutschen Staatsbürgern Wahlkampf zu machen, und dabei stolz an ihr Nationalgefühl als »Enkel Adolf Hitlers« appelliert hätte. Denn der hat bekanntlich Österreich »heim ins Reich«, nämlich das Großdeutsche, geführt, wie es Kara Mustafa ins Osmanische Reich eingliedern wollte — mit Wien als einem der vier »goldenen Äpfel«, die rechtens den Türken in den Schoß fallen sollten ...

Sowas ist, schlicht und einfach gesagt, eine bodenlose Frechheit, für die unsere Regierung, wenn sie nur einen Restbestand von Mumm hätte, eigentlich den türkischen Botschaft ins Außenministerium zitieren müßte! Sollte, müßte — aber wird nicht. So, wie ich unsere feigen Schießbudenfiguren in der Politik kenne, wird man sich mit ein paar inhaltsleeren Floskeln »gesichtswahrend« bemühen, aus der Sache herauszumogeln. Als ob's bei diesen Arschgesichtern darauf ankäme, daß sie »gewahrt« werden!

Nun, wenn's die Regierung nicht macht, kann trotzdem jeder einzelne von uns seinen Protest durchaus wirksam artikulieren. Niemand ist bspw. gezwungen, in die Türkei auf Urlaub zu fahren. Und niemand ist gezwungen, mit Unternehmen der Türkei Geschäftsbeziehungen zu unterhalten. Textilien gibt's in Südostasien billiger, auch sonst hat die türkische Industrie keine »Alleinstehungsmerkmale« zu bieten, die sie unentbehrlich machte. Und niemandem ist es verwehrt, sich in Österreich auf lokaler Ebene gegen Einflußnahmen türkischer Behörden zu wehren, Fälle illegaler Doppelstaatsbürgerschaft anzuzeigen und auch medial und im persönlichen Gespräch ständig zu thematisieren etc. etc. Vielleicht sehen auch die Türken in den rückständigen Gebieten Anatoliens dann ein, daß ein auftrumpfender »Führer« vielleicht dem ramponierten Selbstbewußtsein guttut, aber in der Brieftasche schmerzt.



1 Kommentar:

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Und ob ich als Piefke diese Geschichte kenne!
Den Tunnel sollen ja angeblich zwei Gesellen aus Münster entdeckt haben...
Ist aber auch egal.
Entscheidender ist, daß die Protestanten schon damals nichts zur Verteidigung beigetragen haben!